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Ärzte gegen Tierversuche informiert Onkologen und Patienten

Die überwiegend tierexperimentell ausgerichtete Forschung tritt bei vielen Krebserkrankungen nach wie vor auf der Stelle. Da sich die einzelnen Patienten und ihre individuellen Erkrankungen stark voneinander unterscheiden – ein Umstand, der in der tierexperimentellen Forschung keine Berücksichtigung findet – ist es notwendig, die für den jeweiligen Patienten am besten geeignete Behandlung auszuwählen. Dies gelingt mit modernen Methoden der tierversuchsfreien Krebsforschung. Über diese berichtet der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche (ÄgT) in der aktuellen Ausgabe seines ÄgT-Journals. Um Onkologen und ihre Patienten über diese neuen Möglichkeiten und wegweisende Kontakte zu informieren, hat ÄgT dieses Journal an über 300 onkologische Praxen verschickt sowie online lesbar gestellt.

In der Krebsforschung dominieren heute noch sogenannte Tiermodelle, bei denen bei jungen, gesunden und genetisch einheitlichen Tieren – überwiegend männlichen Mäusen – Tumore verursacht werden, die sich zum Teil stark von dem im menschlichen Patienten wachsenden Tumor unterscheiden. Es wird also im falschen Organismus, am falschen Tumor und zudem noch unter stark vereinheitlichten Bedingungen versucht, Medikamente gegen Krebs zu entwickeln. Kein Wunder also, dass bis zu 95 % der Wirkstoffe, die in Tierversuchen für wirksam und sicher befunden wurden, in späteren Studien am Menschen scheitern (1).

Moderne Forschungsmethoden, die direkt an menschlichem Material forschen, generieren dagegen human-relevante Ergebnisse, die zu einer Beschleunigung der Entwicklung neuer Therapien beitragen. Die Untersuchung von Tumorproben oder von im Blut der Patienten zirkulierenden Tumorbestandteilen kann nicht nur in der Krebsforschung eingesetzt werden, sondern liefert im Rahmen der personalisierten Medizin auch wertvolle Informationen darüber, welche Medikamente bei dem jeweiligen Patienten besonders erfolgsversprechend sind. Auch lassen sich aus Proben des Tumors sogenannte Tumor-Organoide herstellen, an denen verschiedenste Therapien getestet werden können, um den Wirkstoff zu identifizieren, der bei dem Patienten besonders gut wirkt.

Diese modernen und human-basierten Methoden, die ursprünglich in der Forschung eingesetzt wurden, werden zunehmend auch für Ärzte und ihre Patienten verfügbar. So bieten Zentren für personalisierte Medizin Erbgutanalysen von Tumorproben an und verschiedene Firmen testen an aus patienteneigenem Material gewonnenen Tumor-Organoiden die Eignung verschiedener Therapien. Die Ergebnisse der Untersuchungen und daraus abgeleitete Therapieempfehlungen werden in einem Bericht zusammengefasst und dem behandelnden Arzt zur Verfügung gestellt.

„Die personalisierte Medizin ist ein Paradebespiel für die Leistungsfähigkeit tierversuchsfreier Methoden. Während Tierversuche an den Unterschieden zwischen Tier und Mensch scheitern, liefert die personalisierte Medizin nicht nur human-relevante Ergebnisse, sondern ermöglicht auch auf einzelne Patienten bezogene Aussagen“, so Dr. Johanna Walter, wissenschaftliche Referentin bei Ärzte gegen Tierversuche. „Bereits 2023 haben wir Onkologen mit einem Info-Schreiben auf die Möglichkeiten der personalisierten Medizin aufmerksam gemacht. Nun haben wir einen umfassenden Übersichtsbeitrag über die personalisierte Krebstherapie erstellt und einen konkreten Wegweiser darüber, wo diese Methoden erhältlich sind“, so Walter weiter.

Um Ärzte und Patienten über die Möglichkeiten der personalisierten Medizin zu informieren, hat der Verein 332 Ärzten und onkologischen Praxen sein aktuelles Mitgliederjournal zugeschickt, in dem die Artikel erschienen sind (2). Darüber hinaus steht dieses frei zugänglich auf der Webseite. Damit will der Ärzteverein dazu beitragen, dass möglichst viele Menschen von diesen modernen und tierversuchsfreien Methoden profitieren können.

 2024 01 2